Anhand der Seitenaufrufstatistik weiß ich, dass die meisten Leser unsere kontinuierliche Berichterstattung über Tagesgeld interessiert. Dieser bleiben wir auch treu! Gleichwohl gehören zu den Themen Vermögensaufbau und -sicherung weitere Anlageklassen dazu.
Heute möchte ich Sie auf Platin aufmerksam machen und stelle gleich einige praktische Tipps zum Erwerb von Platin vor.
Wer kauft überhaupt Platin zur Anlage?
Um unseren Lesern erstklassige Informationen an die Hand zu geben, habe ich ausführlich bei einem führenden Edelmetallhändler recherchiert und hatte sogar die Gelegenheit, mit einem Platinkäufer zu sprechen.
Informationen aus erster Hand!
Platin wird bevorzugt von Selbstständigen gekauft
Interessanterweise sind 50 % der Platininvestoren Unternehmer, die Platin als finanzielle Rücklage in das Betriebsvermögen aufnehmen. Das hat einen steuerlichen Hintergrund – wie sollte es in Deutschland anders sein? Physisches Platin (Münze, Barren) unterliegt wie fast jeder erworbene Gegenstand der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Finanzamt erstattet die 19 % Mehrwertsteuer
Unternehmen, die zum Vorsteuerabzug berechtigt sind – das kann der Großkonzern, aber auch die Friseurmeisterin sein –, kaufen somit 19 % günstiger als Privatpersonen ein. Technisch zahlen sie den vollen Kaufpreis, bekommen aber mit der nächsten Umsatzsteuervoranmeldung die 19 % vom Finanzamt wieder erstattet.
So kommt es, dass 50 % der Käufer (Selbstständige) für rund 80 % der Platinkäufe verantwortlich sind. Kauft der Private vielleicht 1 bis 2 Anlagemünzen, ordert der, der auf Betriebsvermögen kauft, bis zu 10 Stück auf einmal, erfuhr ich bei meiner Recherche.
Warum wird Platin gekauft?
Als erstes erhielt ich die mit einem warmen, spitzbübischen Lächeln gepaarte Antwort, weil die Bestände an Gold und Silber schon sehr umfangreich seien. Platin wird demnach als Beimischung zu den bekannteren und deutlich stärker nachgefragten Edelmetallen Gold und Silber gekauft.
Im Gespräch mit einem Platininvestor
Der Unternehmer Franz Huber* erzählte mir, dass er seit Jahrzehnten seine mittel- bis langfristigen Rückstellungen hauptsächlich in Festgeld, Pfandbriefen und Anleihen angelegt hatte. Das war sicher und brachte gute Zinsen.
Er änderte seine Anlagestrategie 2010 mit folgender Begründung: Mit dem faktischen Rechtsbruch des Maastrichtvertrages (Anmerkung der Redaktion: dass Deutschland nicht für Schulden anderer Staaten einstehe) und dem Aufkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (quasi Gelddrucken) sehe er die Gefahr, dass in den nächsten Jahren die Inflation merklich ansteige.
Wenn es erst einmal soweit sei und es auch die breite Bevölkerung realisiere, dann werden die Preise für Sachwerte deutlich ansteigen. „Dann ist es gut“, sagte er mit einem Augenzwinkern, „wenn man sich Gold, Silber und Platin schon vorher gesichert hat“.
Sinnvolle Größe einer Platin-Anlage
Herr Huber hat durchblicken lassen, dass seine Edelmetallposition in etwa 20 % seines Vermögens ausmache. Der Platinanteil betrage davon um die 7 %. Er sei aber auch in Immobilien und Aktien investiert. Ach ja, eine schwankende aber auch nicht zu unterschätzende Cashposition (ich vermute Tagesgeld;-)) hätte er auch noch.
Diese rationalen Gründe sprechen für Platin
Platin ist eigentlich das teuerste Edelmetall (Reihenfolge: Platin, Gold, Palladium, Silber). Das kann man beispielsweise bei Eheringen oder auch Kreditkarten eindrucksvoll beobachten. Doch seit dem Krisenjahr 2008 hat Gold die Führung übernommen.
Platininvestoren sprechen von einer Unterbewertung ihres Metalls.
Platininvestoren verweisen darauf, dass die Platinproduktion überaus kostspielig sei und der Preis dauerhaft nicht fallen könne, da die Minen ihre Produktion einstellen würden, wenn sie draufzahlten. Dies hätte eine Verknappung zur Folge, die den Preis wieder ansteigen lassen würde. Es gäbe somit eine natürliche Preisuntergrenze.
Und was sagen Kritiker?
Etwa die Hälfte der industriellen Nachfrage entfällt auf die Hersteller von Katalysatoren für Automobile. Wenn es weniger mit Verbrennungsmotor angetriebene Fahrzeuge gebe, dann bräuchte man nicht mehr so viel Platin.
Zwei Dinge muss man dazu wissen. Platin wird zu einem guten Teil aus gebrauchten Katalysatoren recycelt und steht dem Markt wieder zur Verfügung. Und der Alternativantrieb mittels Brennstoffzelle benötigt in den meisten Konstruktionen ebenfalls Platin.
Gleichwohl ist Platin eine spekulative Anlage. Die Preisschwankungen sind teils erheblich. Es handelt sich um einen Rohstoff, der in der jüngeren Vergangenheit eine hohe Volatilität gezeigt hat.
Wie man in Platin investiert
Wie alle Edelmetalle ist Platin börsengehandelt. Das gibt vielen Emittenten die Gelegenheit, Zertifikate und andere Derivate auf Platin zu konstruieren. Wer bei Google danach sucht, findet ein großes Angebot. Das ist sicher eine interessante Möglichkeit für kurzfristige Spekulanten.
Als mittel- bis langfristiger Anleger beschäftigt man sich mit
- physisch hinterlegten ETFs (mein Favorit wäre hier die Züricher Kantonalbank, siehe sinngemäß ZKB Silver ETF)
- Aktien von Minengesellschaften (bspw. Anglo American Platinum – WKN: A0D965, Impala Platinum – WKN: 164676 oder Norilsk – WKN: 676683, beachte hier bitte Länder- und Unternehmensrisiken)
- physisches Platin
Wer erfolgreich in Platin investieren möchten, sollte einen zeitlichen Anlagehorizont von 7 Jahren und mehr mitbringen können.
Das ist physisches Platin
Platinschmuck ist zwar auch eine physische Platinanlage, wird jedoch von mir nicht empfohlen. Der Kaufpreis liegt deutlich über dem Materialpreis und beim Wiederverkauf geht es nicht so schön einfach wie bei Anlagemünzen oder Barren. Münzen würde ich gegenüber Barren bevorzugen, da sie in Händlerkreisen als fälschungssicherer gelten.
Platinmünzen sind Raritäten, da sie nur in begrenzter Auflage geprägt werden. Es gibt jedoch keinen Sammlermarkt und somit auch keine Sammleraufschläge. Der Preis liegt – abgesehen von der Steuer und den Kosten für Handel und Versand – ziemlich nah am Materialpreis.
Platinanlage in Münzen
Maple Leaf Der Maple Leaf Platin wurde zwischen 1988 und 2002 in der staatlichen kanadischen Münzprägeanstalt hergestellt. Man findet ihn in Stücklungen von 1/20, 1/10, 1/4, 1/2 und 1 Unze. |
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Isle of Man Diese Platinmünze trägt den Namen „Noble“. Das Motiv ist ein Wikingerschiff. Die Prägungen fanden zwischen 1983 und 1989 statt. Auf dem Gebrauchtmarkt findet man Stücklungen von 1/20, 1/10, 1/4, 1/2 und 1 Unze. |
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Cook Islands Bei der Münze mit dem Segelschiff „Bounty“ handelt es sich um eine sogenannte Agenturmünze. Die Platinmünze hat nie die kleine Inselgruppe im Pazifik gesehen. Gegen eine gewisse Gebühr hat der Inselstaat erlaubt in seinem Namen Münzen zu prägen. Die Herstellung der Cook-Islands-Münzen erfolgt in Deutschland seit 2008. Es gibt sie nur in der Version zu 1 Unze. |
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Koala Der Koala wurde zwischen 1988 und 2000 von der australischen Münzprägestätte gefertigt. Es gibt ihn in den Größen 1/20, 1/10, 1/4, 1/2, 1, 2, 10 Unzen sowie 1 Kilogramm. |
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Platypus Seit 2011 prägt Australien mit dem „Platypus“ wieder eine Platinmünze. Im Jahr 2011 und 2012 wurde sie auf 30.000 Stück limitiert. Die Prägung ist sehr fein und sauber. |
2 Hinweise
Alle Anlagemünzen werden in 999,5-Platin geprägt. Das heißt, sie bestehen zu 99,95 % aus Platin.
Hat man Platinmünzen erworben, hängen keine Rechte Dritter mehr daran. Von der Gewinnung aus der Erdkruste über Prägung und Lieferung sind alle Kosten bezahlt. Das Platin befindet sich zu 100 % in direktem Eigentum des Käufers. Das heißt, selbst wenn ein Finanzhurrikan ausbricht, die Platinanlage kann nie bankrottgehen.
Für welche Anlagemünze habe ich mich entschieden?
Ich habe mich für die Platinmünze Platypus entschieden. Sie wird nämlich von der Prägestätte aus in einer Hartkapsel geliefert. Diese schützt die Münze vor Kratzern, Staub und anderen Verunreinigungen. Das erleichtert den späteren Wiederverkauf zu einem vernünftigen Preis.
Weil mir die schnelle Lieferung, die dazu noch sicher und diskret verpackt war, ausgesprochen gut gefallen hat, nenne ich hier meine Bezugsquelle: www.silberling.de.
Nun stellt sich die Frage der Lagerung!
Platin hat die höchste Dichte von allen Investment-Edelmetallen. Bei hohem Gewicht sind die Münzen also relativ klein, so dass man nur wenig Platz benötigt, um einen hohen Wert aufzubewahren!
Sollte es keinen betrieblichen Tresor (keine zusätzlichen Kosten für die Lagerung) geben, ist eine Lagerung extern beispielsweise in einem versicherten Bankschließfach empfehlenswert (je nach Anbieter zwischen 25 bis 70 Euro).
Zusammenfassung
Eine generelle Kaufempfehlung zur Platinanlage kann es nicht geben.
Die Erzählung vom Unternehmer Huber zeigt sehr schön, dass es vor allem etwas wohlhabendere Menschen sind, die sich Platin als Beimischung zu einem Bestand von Gold und Silber „leisten“.
Ist man nicht gerade ein Platinfreak, sollte die Platinanlage nicht größer als 10 % der Anlageklasse der Edelmetalle ausfallen. Berücksichtigt man, dass Edelmetalle wiederum nicht mehr als 25 % des Gesamtvermögens beitragen sollten, brauchen sich bei aktuellen Preisen erst Menschen ab einem Vermögen von 60.000 Euro Gedanken über einen Platinkauf machen. Dieser Aussage habe ich die Standardgröße von einer Unze (31,1 Gramm) zugrunde gelegt, weil sie das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist.
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Bildmaterial: Silberling · Silberjunge · ESG-Edelmetallhandel · Optimal-Banking
* Name auf Wunsch des Unternehmers durch die Redaktion geändert
Ergänzung aufgrund eines Hinweises in der XING-Gruppe zu den Anlagemünzen:
Die Münzprägeanstalt kauft das Platin auf dem Markt oder von einer Schmelze etwa zum Preis an der Börse. Für die Herstellung, Verpackung, Versand, Gewinn, Zwischenhändler, Einzelhändler und Steuer fallen natürlich Kosten an, die die Anlagemünze verteuern. Man kann also keine Münze zum Börsenpreis kaufen. Genauso wenig, wie man eine Tüte Mehl zum börsennotierten Weizenpreis kaufen kann.
Beim Wiederverkauf muss man mit einen Abschlag, je nach Zustand der Münze unterschiedlich hoch, vom Neupreis einkalkulieren. Das ist beim Gebrauchtwagenhändler genauso. Denn der Händler muss ja auch von seiner Dienstleistung leben können.
Meine Recherche ergab, dass man aktuell etwa 9 % Preisdifferenz zwischen An- und Verkaufspreis hat. Ohne Steuer! Das erklärt auch, warum Platin eher von Vorsteuerabzugsberechtigen gekauft wird. Der Privatmann kann die Steuer ja beim Verkauf nicht ausweisen.
Allerdings ist der Verkaufsgewinn für den Unternehmer eine Betriebseinnahme. Verkauft der Privatmann nach mindestens einem Jahr Haltedauer, ist der Gewinn nach aktueller Rechtslage, steuerfrei.
Beim Verkauf von privat zu privat sind die Abschläge geringer, jedoch ist der Markt ziemlich eng.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Platinmünzen eine langfristige Anlage sind. Wer kurz- bis mittelfristig in Platin investiert sein möchte, greift eher zu börsengehandelten Produkten.