von Julian Niedung
Das Tagesgeld ist seit vielen Jahren sehr beliebt, schafft es doch Flexibilität und bietet eine höhere Verzinsung als bei anderen klassischen Bankprodukten üblich, etwa dem Sparbuch.
Doch was häufig als Flexibilität verkauft wird, eignet sich hervorragend für die Bank, den Zinssatz jederzeit wieder nach unten korrigieren zu können. Was sich unter dem Hinweis „Verzinsung variabel“ in den Produktbeschreibungen versteckt, bedeutet, dass es beim Tagesgeld keinerlei vereinbarte Verzinsung gibt, Aktionsverzinsungen ausgenommen, die Bank also jederzeit den angebotenen Zinssatz senken kann.
Im Zuge von Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank kann dieser Vorgang regelmäßig beobachtet werden. Ein Tagesgeldanleger freut sich darüber nur selten. Als eine gute Alternative hat sich für derartige Szenarien das Festgeld bewährt.
Gerne möchte ich dabei unterstützen, auch das Anlageinstrument Festgeld als einen vernünftigen Teil der eigenen Geldanlage zu verstehen und auch zu nutzen. Durch die getroffene Vereinbarung einen festgelegten Betrag über eine Laufzeit zu einem festen Zinssatz anzulegen, ergeben sich jedoch andere Regelungen, als das beim Tagesgeld üblich ist.
Grundsätzlich ist der wesentliche Unterschied eines Festgeldes wohl eine Verzinsung, die im Regelfall höher ist, als beim Tagesgeld. Während eine Tagesgeldanlage tägliche Verfügbarkeit besitzt, ist der Anlagebetrag beim Festgeld fest angelegt und wird entsprechend höher verzinst. Hierbei sind die Laufzeiten frei wählbar und liegen zwischen wenigen Tagen bis hin zu einigen Jahren.
Die Wahl der Laufzeit hängt von jedem Anleger einzeln ab, sowohl von den Lebensumständen als auch der weiteren Lebensplanung. Für ein Zwischenparken eines anzulegenden Betrages für wenige Monate kann ein Festgeld genauso sinnvoll sein, wie zum Sichern einer höheren Rendite über mehrere Jahre.
Ein Zugriff auf den Anlagebetrag ist bei einem Festgeld jedoch nicht möglich, es gibt lediglich einzelne Ausnahmen, wie Erwerbsunfähigkeit, Kauf einer Immobilie oder schwere Krankheit. Das sind jedoch häufig Einzelfallentscheidungen, die nicht selten auch mit Kosten verbunden sind, wie Vorfälligkeitsentschädigungen.
Ein vorzeitiger Zugriff auf das Festgeldkonto sollte daher bei der Entscheidung für ein Festgeld keine Rolle spielen, denn er ist entweder gar nicht möglich oder wird zu Lasten der geplanten Rendite teuer erkauft.
Die Ausgestaltung eines Festgeldes kann sehr unterschiedlich sein. Hierbei sollte der Anleger genau auf seine Wünsche achten, um sich bei der Entscheidung sicher zu sein. So gibt es mehrjährige Festgelder mit verschiedenen Ausschüttungsintervallen. So werden Zinsen etwa monatlich, jährlich oder am Ende der Festgeldlaufzeit ausgeschüttet.
Wer sich für die endfällige Variante entscheidet, sollte wissen, dass die Verzinsung anschließend kumuliert gutgeschrieben wird und es sich dem Freistellungsauftrag gegenüber nachteilig auswirken kann. Wer den Freistellungsauftrag konsequent nutzt und außer dem Festgeld keine weiteren Anlagen tätigt, kann mit einer jährlichen Ausschüttung der Zinserträge nicht selten Steuern sparen, da er die Zinsausschüttung aufteilt.
Wer einen Freistellungsauftrag im Zusammenhang eines Festgeldes erteilt, sollte daran denken, diesen entweder zeitlich zu begrenzen oder nach Ablauf des Festgeldes zu löschen.
Der Abschluss eines Festgeldes, gerne auch Sparbrief genannt, erfordert den Eingang des Anlagebetrages bei der Bank. Auch hierbei gibt es verschiedene Vorgehensweisen, die von Bank zu Bank variieren. Häufig wird dabei von der Bank der Abschluss eines kostenfreien Tagesgeldkontos erzwungen. Dabei wird der Betrag vom Tagesgeldkonto auf das Festgeld umgebucht.
Beinahe ebenso häufig ist aber auch der Einzug des Anlagebetrages vom Referenzkonto oder aber die eigenständige Banküberweisung mit entsprechendem Verwendungszweck möglich.
Wichtig ist hierbei aus meinen Erfahrungen die terminliche Absprache, sofern man sich für den Lastschrifteinzug entscheidet. Der Einzug des Anlagebetrages vom Girokonto oder neuem Tagesgeldkonto ist sehr bequem, sollte aber auch schnell erfolgen.
Wer einen größeren Anlagebetrag auf dem Girokonto belässt, in der Hoffnung die Bank würde diesen bald einziehen, kann unter Umständen Zinstage verlieren, wenn die Bank dem nicht nachkommt. Daher empfiehlt es sich im Zuge des Abschlusses für Klarheit zu sorgen. Ist eine Terminabsprache nicht möglich, sollte der Anlagebetrag lieber überwiesen werden.
Wie im klassischen Einlagengeschäft der Banken üblich, besteht auch beim Festgeld die Notwendigkeit der Legitimation. So ist auch für das Festgeld ein Besuch bei der Bankfiliale oder Sparkasse, bei Direktbanken ein Besuch bei der Deutschen Post zwecks Post Ident-Legitimierung notwendig.
Über das Post Ident-Verfahren können Bankkunden eigenständig Verträge bei Direktbanken abschließen und sich von der Deutschen Post die Echtheit der Daten bestätigen lassen.
Auch ist beim Festgeld die Einlagensicherung in gleicher Form existent, wie auch für das Tagesgeld. Die Einlagensicherung unterscheidet nicht nach Tagesgeld oder Festgeld, sondern nach Bankeinlagen pro Anleger.
So beläuft sich die gesetzliche Einlagensicherung deutscher Banken derzeit auf 100.000 Euro, wobei es irrelevant ist, wie sich dieser Betrag auf das Festgeld erstreckt. Höhere Festgeldanlagen sollten aus meiner Sicht nicht getätigt werden, da dafür keine Einlagensicherung besteht. Auch werden Zinsen von der Einlagensicherung erfasst, die bis zum Tage der Insolvenz eines Institutes erzielt werden. Wer größere Geldanlagen tätigt, dem sei ein Pufferbetrag für die zu erwartenden Zinsen empfohlen.
Sobald ein Festgeld Fälligkeit besitzt, erwartet der Festgeldanleger die sofortige Ausschüttung des Anlagebetrages und entsprechender Zinseinkünfte. Hierbei empfehle ich allen Festgeldanlegern, ein besonders großes Augenmerk auf die Bedingungen der Beendigung des Festgeldes zu richten.
Es gibt trotz des aus meiner Sicht eindeutigen Wunsches des Anlegers noch immer viele Institute, die eine Kündigung des Festgeldauftrages wünschen und bei Fehlen einer entsprechenden Nachricht für Verlängerung des Festgeldes um die entsprechende Laufzeit zum jeweils gültigen Zinssatz sorgen.
Dann also erhält der Anleger nicht erneut den traumhaften Zins, der für das abgelaufene Festgeld gezahlte wurde, sondern muss sich eventuell mit niedrigen Zinsen abspeisen lassen. Es empfiehlt sich daher außerordentlich, sich zum Zeitpunkt des Abschlusses bereits zu informieren, ob die Bank die Kündigung der Festgeldanlage wünscht. Hierbei gelten im Regelfall keine besonderen Fristen, die Bank erbittet sich jedoch die Mitteilung zumeist einige Bankarbeitstage vorher.
Analog zum Tagesgeld empfiehlt sich auch ein weiteres Vorgehen sehr beim Festgeld: Der Zinsvergleich. Denn auch im Festgeldbereich ist der Wettbewerb um die Kundeneinlagen vorhanden und dabei sind deutliche Unterschiede zwischen den Instituten erkennbar.
Stand: 9.11.2014 · Anlagebetrag 30.000 € bei jährlicher Zinsausschüttung | |||
Deutsche Industriebank! | bester kurzfristiger Anbieter! | ||
Laufzeit & Zinsen | |||
1/2 Jahr | 0,70 % | - | - |
1 Jahr | 0,90 % | 1,15 % | 1,40 % |
2 Jahre | 1,10 % | - | 1,60 % |
3 Jahre | 1,20 % | - | 1,86 % |
4 Jahre | 1,40 % | - | 2,11 % |
5 Jahre | 1,60 % | - | 2,12 % |
7 Jahre | 1,80 % | - | 2,31 % |
10 Jahre | 2,30 % | - | - |
Mindesteinlage | 5.000 € | 500 € | 2.500 € |
Einlagensicherung | Deutschland | Niederlande | Frankreich |
pro Kunde | > als 1 Mio. € | 100.000 € | 100.000 € |
Kontoführung | kostenlos | kostenlos | kostenlos |
Hintergrund | weitere Infos | weitere Infos | - |
Link … | zur Bank | zur Bank | zur Bank |
Gerade über längere Laufzeiten können hierbei beträchtliche Unterschiede festgestellt werden. Wer ein Festgeld abschließen möchte, sollte sich daher umfassend über die Bedingungen anderer Anbieter informieren. Auch gibt es, wenn auch weniger als im Tagesgeldbereich, teilweise Aktionsverzinsungen der Banken, die es sich zu nutzen lohnt. Wer dabei schnell zugreift, kann sich dann sogar noch bessere Zinssätze sichern.
Unbeachtet sollte jedoch auch bei einem Festgeld nicht verbleiben, wie die weitere Entwicklung auf dem Geldmarkt prognostiziert wird. Ein Festgeld ist ein wunderbares Anlageinstrument, um Niedrigzinsphasen zu überbrücken. Wer sich etwa zum Jahreswechsel 2007/2008, dem Anbeginn der Finanzkrise, ein mehrjähriges Festgeld sicherte, konnte über die vergangenen, eher niedrigverzinsten Jahre und Monate hinwegsehen. Der Abschluss eines Festgeldes in Niedrigphasen kann sich lohnen.
Aus meiner persönlichen Sicht sollte hierbei der Zeitraum jedoch nicht zu lange gewählt sein. Denn wenn sich der Zinssatz zu späterer Zeit erholt, ruft die Zinsfalle.
Die Verzinsung eines Festgeldes bleibt auch bei weiterem Steigen des Leitzinses stabil, wodurch eine Anlage zu gleicher Zeit im Tagesgeldbereich eventuell lukrativer wäre. Doch wer ein Festgeld zum richtigen Zeitpunkt abschließt, kann damit im Sinne seiner Anlageziele sicherlich ein gutes Geschäft machen.