Ein Tagesgeldkonto kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten bewerten. Heute und sowie in der Vergangenheit ist und bleibt der Zinssatz das wichtigste Entscheidungskriterium. Das wissen auch die Banken und gestalten ihre Angebote dementsprechend. Dass der Zinssatz jedoch nicht immer das beste Entscheidungsmerkmal ist, wird dieser Artikel zeigen.
Noch bis vor fünf Jahren war fast jedes Tagesgeldkonto gleich: Täglich verfügbar, Zinssatz ohne Mindest- oder Maximaleinlagen, Zinsgutschrift meist zum 31.12. des Jahres.
Marketingprofis bescherten der geldanlegenden Kundschaft die ersten zur Verwirrung geeigneten Informationen wie Garantiezins für einen bestimmten Zeitraum. Dieser galt natürlich nur für Neukunden. In seltenen Fälle auch für Altkunden, die bereit waren neues Geld zu bringen.
Um einen Vorteil in der Werbung zu kreieren, wurde die monatliche Zinsausschüttung bei einigen Anbietern eingeführt. Das rechnerische Ergebnis des Zinseszins ist zwar eher zu vernachlässigen, doch emotional konnten die Banken bestens Punkten.
Hinzu kam der Staffelzins. Was bedeutete, dass man in einer Tabelle ablesen konnte, wenn man als Kunde dies überhaupt bei den Massen an künstlichen Informationen bemerkte, wie viel Zinsen man denn eigentlich bekommt. Allein die uns erreichenden Leserbriefe von sich geprellt fühlenden Bankkunden, sprechen für das Aufgehen dieser Marketingstrategie.
Man dürfte meinen, dass es seit der Finanzkrise eine Rolle spielt, ob das Institut, welchem man sein Spargeld anvertraut, in einer freiwilligen Einlagensicherung ist. Oder ob nur der Grundbetrag von Gesetzes wegen abgesichert ist. Oder ob das Geld gleich ins Ausland geht und auch nur einer ausländischen Einlagensicherung unterliegt.
In Umfragen ist das den Anlegern wichtig. In der Praxis, dass haben unsere Auswertung ergeben, spielt es kaum eine Rolle. Nur wenn bei den Anbietern „Ausland“ im Namen steht, wie beispielsweise bei der Bank of Scotland, dann sind deutsche Anleger etwas zurückhaltender.
Unsere Übersicht zu der Einlagensicherung der wichtigsten Anbieter von Tagesgeld.
Leider brachte der große Test von Tagesgeldkonten, den die Fachzeitschrift „Finanztest“ zu Beginn des Jahres 2009 durchführte für den Verbraucher keinen nachhaltigen Mehrwert. 17 von 19 getesteten Anbietern erhielten die Auszeichnung „gut“. Eine tatsächliche Rendite war aber nicht ausschlaggebend für das Testsiegel.
Seitdem laufen diese Banken mit dem positiven Testsiegel herum, obwohl die meisten der Auszeichnungsträger einen durchschnittlichen bis unterdurchschnittlichen Zinssatz zahlen.
Als Kunde darf man sich weder von den tausenden selbst kreierten Gütesiegeln, noch von den renommierten Vertretern blenden lassen.
Wer anfängt Anbieter zu vergleichen, wird schnell feststellen, dass fast jede Bank bunt beklebt mit Test- und Gütesiegeln wirbt. Also wendet man sich wieder dem Zinssatz zu, der am stärksten umworbenen Produkteigenschaft.
Und ohne groß nachzurechnen wird draufgeklickt und abgeschlossen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels ist die 1822direkt mit den beworbenen 2,75 % Zinsen der Abschlussrenner. Das der Zinssatz nur knapp drei Monate gilt und sich anschließend halbiert, scheinen viele zu übersehen. Auch wer mehr als 20.000 Euro anlegt, dürfte anschließend enttäuscht sein, denn die Bank arbeitet mit einem Staffelzins. Und falls doch jemand die Datenschutzbedingungen, oder sollte man treffender sagen die „Datenfreigabeklausel“, durchliest, könnte er auf der Stelle tot umfallen.
Es gibt natürlich Banken, bei denen das Sparguthaben auf Jahressicht besser angelegt wäre. Mit unserer Arbeit wollten wir ein Stück dazu beitragen, Transparenz für den Bankkunden zu schaffen: Unsere detaillierte Tagesgeldtabelle. (gj)
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