Von Michael Brückner, dem Experten für Sachwertanlagen und Luxusgüter, erschien vor wenigen Tagen „50 Sachwerte, die Sie gut schlafen lassen“. Das empfehlenswerte Einsteigerbuch haben wir Ihnen in Teil 1 vorgestellt.
Redaktion: Sie sind bekannt dafür, dass Ihnen Armbanduhren als Kapitalanlage – Sie haben mehrere Fachbücher zu diesem Thema verfasst – besonders ans Herz gewachsen sind. Was ist das Faszinierende an Armbanduhren als Kapitalanlage und wie groß ist der Markt dafür?
Michael Brückner: Eine Armbanduhr vereint aus meiner Sicht Kunst, Philosophie, Investment und Nutzwert. Da wäre zunächst die unglaublich filigrane Kunst der Uhrmacher zu nennen, die komplizierte Werke in einem Mikrokosmos herstellen. Viele von ihnen arbeiten nicht in großen Luxuskonzernen, sondern in eigenen kleinen Ateliers, wie Paul Gerber in Zürich oder Richard Habring in Kärnten.
Eine Armbanduhr eröffnet mir ferner einen philosophischen Zugang zur Zeit. Es ist paradox: Eine Uhr zeigt uns an, wie schnell die Zeit vergeht, gleichzeitig sind mechanische Uhren aber beinahe schon für die Ewigkeit gemacht – vorausgesetzt, sie werden regelmäßig von engagierten Uhrmachern gepflegt.
Armbanduhren aus der Schweiz und Glashütte mit großem Namen und uhrmacherischer Raffinesse eignen sich oft auch als langfristige Kapitalanlage.
Hinzu kommt der praktische Nutzwert: Eine Uhr zeigt uns die Zeit an und hilft, den Tagesablauf zu strukturieren. Der Markt für Nobeluhren ist aufgrund der unglaublich starken Nachfrage aus China in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Allerdings stiegen auch die Preise deutlich an.
Welche Sachwertanlage sehen Sie für die kommenden Jahre als besonders interessant an?
Abgesehen von den Edelmetallen, also den Klassikern, haben aus meiner Sicht die erwähnten Uhren, Diamanten und Farbedelsteine Potenzial.
Ganz allmählich wird der Markt für Edelsteine für den Investor transparenter. So gelingt es, die zum Teil sehr hohen Handelsaufschläge zu reduzieren und etwas günstiger einzusteigen.
Ich bin überzeugt, dass Oldtimer und Youngtimer ein starkes Thema bleiben. Viele Menschen lieben "anfassbare" Sachwerte aus prä-digitalen Zeiten.
Bei den meisten Sachwertanlagen macht der Materialwert nur einen Bruchteil des Preises aus, zu welchem man sie aktuell kaufen kann. Man denke nur an Gemälde, Möbel oder Briefmarken. Bei Anlagemünzen oder Barren aus Edelmetallen ist das anders. Die Goldmünze Krügerrand (1 Unze) kann man je nach Händler mit lediglich 3 bis 5 Prozent Aufschlag über dem aktuellen Goldpreis kaufen.
Steigt der Goldpreis nur ein wenig, ist man schon in der Gewinnzone. Und zwar unabhängig von Auktionshäusern, also dem Markt, an dem sonst ein Großteil der hochwertigen Sachwerten gehandelt wird.
Ist diese Herangehensweise nicht verführerisch? Gibt es etwas zu bedenken, was wir vielleicht übersehen haben?
Ich sage ganz klar: Goldbarren und Münzen gehören in jedes Sachwertportfolio, außerdem Silbermünzen als „Kleingeld“.
Bei den alternativen Sachwerten – ich nenne sie „Sweatheart-Investments“ – brauchen Sie eine Affinität zum Thema. Geldanlage und Sammelleidenschaft wachsen dann im Idealfall zusammen. Und wenn es genug verrückte Sammler gibt – ich zähle mich auch dazu –, dann wachsen die Chancen, einmal auf Auktionen sehr hohe Preise zu erzielen.
Ob Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ wirklich 120 Millionen US-Dollar wert ist, darüber mag man trefflich streiten. Aber wie wir wissen, gab es zumindest einen Sammler, der diese abenteuerliche Rekordsumme zahlte.
Was halten Sie von einer Anlage in Kunstbarren, wie wir sie unseren Lesern in den Artikeln „Kunstbarren statt Maple Leaf“ und „Silberbarren mit zwei nackten Hintern“ vorgestellt haben?
Gefällt mir ausgezeichnet. Tolle Idee. Gibt dem Silber-Investment mehr Emotion. Wer verliebt sich schließlich schon in eine Kookaburra-Münze?
Wenn auf Grund Ihres Buches jemand sein Sparbuch auflöst, was einem in der aktuellen Niedrigzinsphase vermutlich nicht einmal die Bank selbst übel nehmen wird, welche drei Grundregeln sollte er unabhängig von der Art des Sachwerts beachten, bevor er investiert?
Den wichtigsten Aspekt habe ich schon angesprochen: Man muss Freude an dem Objekt haben. Denn was uns interessiert, darüber informieren wir uns. Und das ist eine wichtige Voraussetzung für gelungene Investments. Interessieren – informieren – investieren. Das ist die richtige Reihenfolge.
Zweitens: Schwerpunkte setzen. Meine „Sweatheart-Investments“ sind Uhren und Schreibgeräte, dazu exklusive Spirituosen. Mehr nicht. Man darf sich nicht verzetteln. Und man muss wissen, dass es sich um sehr langfristige Investments handelt, sofern man auf signifikante Wertsteigerungen setzt.
Und drittens: In Ruhe den Markt beobachten. In Auktionskatalogen und alten Auktions-Ergebnislisten stöbern um ein erstes Gefühl zu bekommen, was am Sammlermarkt gefragt ist.