So etwas passiert selten – wir wurden auf das Tagesgeld der PrivatBank aufmerksam, weil eine Dame vom „Customer Support of AS PrivatBank“ uns eine E-Mail schrieb und darin Ihre lettische Bank vorstellte.
Zuerst dachten wir, es handele sich um eine der vielen Spam-Mails, jedoch stellte sich nach einem kurzen Check heraus, dass es die Bank wirklich gibt und dass es sich um eine ernsthafte Kontaktanbahnung bezüglich unser beliebten Tagesgeld-Hitliste handelte.
3,0 % Zinsen
tägliche Zinsgutschrift
100 % Einlagensicherung bis 100.000 Euro
Weitere Infos: https://privatbankdirect.eu/geldanlage/tagesgeldkonto/flow.
Natürlich das, was alle ausländischen Direktbanken nach Deutschland treibt, obwohl es keine öffentlich zugibt: Geld einsammeln.
Da immer mehr heimische Bank die Spareinlagen unterhalb der Inflationsrate verzinsen, ist die ausländische Konkurrenz zunehmend beim deutschen Sparer akzeptiert. Teils sogar (MoneYou, RaboDirect) beliebt wegen witziger Werbung und hoher Funktionalität beim Online-Banking.
Seit der Finanzkrise hat sich das europäische Einlagensicherungsrecht und -system stark verbessert, so dass man getrost sein Tagesgeld dort bis zur Sicherungshöhe parken kann. Um tiefer in diese Thematik einzusteigen, empfehlen wir unsere beiden Artikel:
Es gibt große Unterschiede zwischen ausländischen Tagesgeld-Banken. Am sichersten für den deutschen Sparer sind die Anbieter, die bei uns eine Filiale betreiben. Das sind beispielsweise MoneYou, RaboDirect, VTB Direct und einige andere mehr.
Hier sprechen wir nicht von der Sicherheit des Geldes, sondern von der zuverlässigen Abwicklung nach gewohnten Standards. Das umfasst das Online-Banking nach deutschen Sicherheitsstandards, korrekte Kontoauszüge mit automatischer Abführung der Abgeltungssteuer sowie kompetente Hilfe bei Problemen in deutscher Sprache.
Aus Erfahrung wissen wir, dass es bei Tagesgeldanbietern ohne Zweigstelle in Deutschland eher zu Problemen kommt. Bei der italienischen IW Bank berichtete beispielsweise einer unserer Leserautoren über lange Wartezeiten bis zur Kontoeröffnung und das zusätzliche Prozedere mit der Beantragung der Steuernummer in Italien.
Auch bei der lettischen PrivatBank stoßen Tagesgeldanleger auf nicht alltägliche Herausforderungen. Beispielsweise werden die Zinserträge dort mit 10 % versteuert. Laut Auskunft der Bank kann man sich davon als „Nicht-Ansässiger“ auch nicht freistellen lassen.
Beim Tagesgeld der PrivatBank handelt es sich um ein Auslandskonto. Das heißt, dass die Abgeltungssteuer nicht automatisch von der Bank an das Finanzamt abgeführt wird. Darum muss sich der Sparer selbst kümmern.
Unser Hinweis: Dies ist in der jährlichen Einkommensteuererklärung anzugeben. Nicht vergessen – Verdacht auf Steuerhinterziehung droht!
Um unseren Lesern aus erster Hand zu berichten, eröffnen wir gerne selbst ein Konto. Das hat jedoch bei der PrivatBank nicht auf Anhieb geklappt, da es Probleme beim Online-Formular gab. Da der Online-Chat nicht weiterhelfen konnte (ein ansonsten nützliches Tool), griffen wir zum Telefon.
Die kostenlose Servicerufnummer machte schon mal einen guten Eindruck. Allerdings brach mehrmals die Verbindung ins knapp 2.000 Kilometer entfernte Riga ab. Beim vierten Mal klappte es und eine freundliche Frauenstimme begrüßte uns.
Problematisch war jedoch, dass Deutsch für die Frau eine Fremdsprache war und sie das Problem nicht verstand. Also inhaltlich, wir sprechen dialektfrei. ;-)
Unser Gespräch drehte sich im Kreis, bis die Frau freundlich aber konsequent darauf hinwies, dass jetzt keine Arbeitszeit mehr sei. Sie hätte bereits ihren Computer heruntergefahren und andere Kollegen auch. Sie empfahl mir „mein Problem“ in einer E-Mail zu beschreiben, man würde sich am nächsten Tag darum kümmern.
Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es kurz nach 17 Uhr war. Irgendwie erinnerte die Situation an den „Kundenservice“ aus Sowjetzeiten. Gerade weil auf der Internetseite ein 24-stündig erreichbares Callcenter angepriesen wird.
Wir werden einfach später versuchen das Tagesgeldkonto bei der PrivatBank eröffnet zu bekommen.
Für die Eröffnung eines Tagesgeldkontos, das die Bank selbst „Clever Sparen – Flow“ nennt, ist eine gleichzeitige Eröffnung eines Girokontos notwendig. Der Online-Chat mit der Privatbank ergab, dass diese Girokontoverbindung nicht in die Schufa eingetragen wird. Das wäre von uns noch zu überprüfen, da wir noch zu wenig Erfahrung mit der Zuverlässigkeit von Online-Chats bei Banken haben. Weil es sich um ein Auslandskonto in Lettland handelt, ist es jedoch wahrscheinlich korrekt.
Es werden derzeit zwei Girokontomodelle angeboten. Wir würden auf jeden Fall das kostenlose wählen und somit auf eine Bankkarte verzichten.
Skeptisch stimmt uns im Preisverzeichnis die Position „Ausländische Überweisungen in EUR (Gebührenart: SHA) ⇒ 3 EUR“. Ob damit auch Rücküberweisungen auf das eigene Girokonto gemeint sind? Eine Klärung steht noch aus.
3 % Zinsen und tägliche Zinsgutschriften sind die positiven Argumente der Tagesgeldanlage in Lettland. Allerdings muss man mit der etwas umfangreichen Kontobeantragung mehr Arbeit auf sich nehmen und kauft sich gleichzeitig potenzielle Risiken mit der sauberen Versteuerung der Erträge ein.
Die PrivatBank täte gut daran, sich an westliche Standards anzupassen. Das betrifft einerseits die Kundenkommunikation am Telefon, andererseits die Produktinformationen auf der Website.
Gleichwohl gibt es für uns keinen Grund, an der Seriosität der Bank zu zweifeln. Sie betreibt seit ihrer Gründung im Jahr 1992 ihr Geschäft mit Privat- und Firmenkunden. In Lettland verfügt sie über ein gut ausgebautes Filialnetz.
Aktuell führen wir das Tagesgeld der lettischen Privatbank nicht in unserer Tagesgeld-Hitliste. Über die weitere Entwicklung werden wir berichten.
… zeigt ausführlich wie das Tagesgeld der Privatbank funktioniert.