Wie man eine Bilanz liest

 

Buchverlosung und -empfehlung sowie Interview mit dem Autor Reinhold Gagel

von Gregor, 7.2.2012

Die Idee des Focus-Investing, welche ich im Januar im Zusammenhang mit der Buchbesprechung „Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.“ vorgestellt habe, setzt voraus, dass man aus der gigantischen Vielzahl von Unternehmen für sich Wundervolle herausfiltert und sich an ihnen mittels Aktien beteiligt.



Bilanzen lesen ist Teil des erfolgreichen Investierens

Berichte des Vorstands, weitere Unternehmenspublikationen sowie Presseartikel über das favorisierte Unternehmen und über die Mitbewerber sind die für die Informationssammlung Grundstoffe, um eine Entscheidung zu treffen die Aktiengesellschaft in den Kreis des Focus-Investings aufzunehmen. Vervollständigt wird die Informationssammlung – und das ist unerlässlich – durch die Unternehmenszahlen. Korrekt: Die Bilanz!

Es geht um die Bilanz aus dem aktuellen Geschäftsbericht, der Geschäftsberichte der Vorjahre und der Quartalsberichte soweit vorhanden. Doch wie liest man eine Bilanz richtig?



Signatur von Reinhold Gagel

Ein von Reinhold Gagel signiertes Buchexemplar verlosen wir vom 6.2. bis zum 9.2. auf unserer Facebook-Seite.


Interview mit dem Autor auf dieser Seite weiter unten.




Wo lernt man schnell Bilanzen lesen?

Da meine Ausbildungs- und Schuljahre schon etwas zurückliegen und mein Leben bisher ohne BWL-Studium verlief, suchte ich nach einer geeigneter Literatur, die auf schnelle und einfache Art die wichtigsten Kenntnisse vermittelt, die man zum Verstehen einer Unternehmensbilanz benötigt.

Die Recherche führte mich zum Online-Händler Amazon bei dem ich mir verschiedene Bücher und vor allem die Leserbewertungen und Kommentare anschaute. Ich entschied mich für „Wie man eine Bilanz liest“ von Reinhold Gagel, erschienen 2010 im MV-Verlag.


Bildschirmdruck von amazon – Kundenbewertung zum Buch
Bildschirmdruck der Kundenbewertung vom Online-Shop amazon.


Wie man eine Bilanz liest…

…gliedert sich in die folgenden Abschnitte:




Drei Fragen an den Autor Reinhold Gagel

Dankenswerterweise hat sich der Autor Reinhold Gagel für uns Zeit genommen und drei Fragen für unsere Leser beantwortet.


Warum und für wen haben Sie „Wie man eine Bilanz liest“ geschrieben?

Geschrieben habe ich das Buch für alle, die in kürzester Zeit und auf gut verständliche Art erlernen möchten, wie eine Bilanz funktioniert.

Mein Ansatz ist vielleicht unkonventionell, aber die Abhandlung wird dieser Anforderung spielerisch gerecht. Das zeigt nicht nur die Praxis, sondern zeigen auch die vielen positiven Rückmeldungen und Besprechungen des Buches.

Ehrlich gesagt ist mir eine auch nur ähnliche Vorgehensweise noch nicht begegnet. Genau dieser Mangel bewog mich ja letztlich dazu, das Buch überhaupt zu schreiben. Kaufmännische Kenntnisse sind für das Verständnis natürlich hilfreich, aber nicht erforderlich.

Reinhold Gagel
Reinhold Gagel – ein Mann aus der Praxis

Was aber nicht fehlen darf, ist der Wille und die Fähigkeit zum logischen Denken. Ich habe den Buchinhalt in zahllosen Veranstaltungen testen können. Dabei konnte ich die unterschiedlichsten Gruppen erfolgreich ansprechen – ob Volkshochschulkursler, Abiturienten, Rechtsanwälte oder mittelständische Geschäftsführer, Betriebsräte, Studenten und sogar leitenden Bankangestellten – vielleicht liegt genau darin die Besonderheit meines kleinen Buches!


Im Zuge der Finanzkrise wurden – so scheint es, vor allem für einige Finanzunternehmen – Bilanzierungs- und Bewertungsregeln verändert. Was halten Sie davon?

Sind heutige Bilanzen nicht mehr so „ehrlich“ wie früher?

Ständig ist irgendein Gremium dabei, die bestehenden Bewertungsvorschriften zu den Bilanzen zu verbiegen. Jeder versucht, seine eigenen Interessen durchzusetzen. Da im allgemeinen Vorstände und Aufsichtsräte Boni und Tantiemen aus dem Gewinnergebnis des Unternehmens beziehen, ist oftmals jedes Mittel recht, die tatsächlichen Aktiv- und auch Passivwerte einzelner Bilanzpositionen zu manipulieren.

Eine besonders ergiebige Position stellt der sogenannte Goodwill (immaterielle Vermögenswerte) dar. Diese Position ist auch für Wirtschaftsprüfer hinsichtlich ihrer fairen und angemessenen Bewertung nur schwer durchschaubar.

In großen Unternehmen besteht diese Bilanzposition oft aus vielen Einzelpositionen. Während aus Forderungen an Kunden oder auch aus Warenbeständen künftig Geld wird, sind Abschreibungen auf Goodwillwerte aus den hoffentlich noch erzielbaren Deckungsbeiträgen künftiger Umsätze zu tragen. An diesem Punkt kann ein Vorstand so vortragen, wie es seine Intention verlangt. Das ist gefährlich und von Außenstehenden oft nicht wirklich zu durchschauen und zu korrigieren.

Aber auch stets steigende Aktienkurse verführen zu üblen Taten. Künstlich zu hoch angesetzte Aktivwerte oder zu niedrig angesetzte Passivwerte führen zu überhöhten Gewinnen. Diese bringen dann ebenfalls höhere Boni und gegebenenfalls Sonderzahlungen, kosten aber das Unternehmen ggf. auch Steuern und damit Liquidität.

Ein Mittelständler wird im Gegenzug eher auf niedrigere Gewinnausweise zielen, um Steuern zu sparen. Dabei können die Grundwerte bei beiden genannten Fällen identisch sein.

Folglich darf man sich bei seiner Beurteilung nicht ausschließlich auf die nackten Zahlen verlassen. Um Klarheit zu erlangen, sollte man sich neben den Bilanzen auch sämtliche darüber hinaus verfügbaren Informationen wie beispielsweise Finanzberichte der Unternehmen im Detail ansehen. Wo auch das nicht erschöpfend zur Aufklärung beiträgt, gilt es nachzufragen.


Einer unser Leser möchte Aktien von einem deutschen Industrieunternehmen kaufen.

Können Sie ihm einen Tipp geben, auf welche Stelle in der Bilanz er dabei besonders achten sollte?

Die Ausführungen zur zweiten Frage sind auch hier relevant. Alle Positionen einer Bilanz müssen solange mit einem Fragezeichen versehen bleiben, bis man von einem wahrscheinlich korrekten Wertansatz überzeugt sein kann. Wirtschaftsberichte, auch in Fachzeitschriften bringen oftmals wichtige Details in ihren Firmenberichten.

Man sollte auch mit den steuerlichen und nicht nur mit den handelsrechtlichen Bewertungsvorschriften vertraut sein. Die wichtigsten Details des Aktiengesetzes sollte man ebenfalls kennen, um bestimmte Posten hinsichtlich eventueller „kreativer“ Auslegungen ins Visier nehmen zu können.

Beim Umgang mit Bilanzkennziffern sollte man ebenfalls sehr genau hinschauen. Oft wird von Firmen ein Ebidta-Ergebnis publiziert. Dies ist ein Betrag, der sich aus dem Gesamtunternehmensumsatz abzüglich eines Teils der Gesamtkosten ergibt. Dabei lässt man die Abschreibungen auf das Anlagevermögen, jene auf die Immateriellen Wirtschaftsgüter, die Zinsen auf Fremddarlehen und die Ertragsteuern außer Acht.

Auch hier gilt es vorsichtig zu sein: Hat die Firma eventuell einen Grund, ein solches, vermeintlich gutes Ergebnis zu publizieren? Nach Abzug aller Kosten kann das Ergebnis dann nämlich ganz anders aussehen. Man sieht, es gibt viele kleine und große Dinge zu beachten, will man eine Bilanz vernünftig bewerten. Aber zum Glück gibt es ja mein kleines, kompaktes Büchlein. Ich hoffe, dass es möglichst vielen Interessierten helfen kann, nicht nur in, sondern auch hinter die Bücher zu schauen.


Das Interview entstand am 6.2.2012. Vielen Dank für Ihre Zeit und Energie, Herr Gagel!



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