Dieses Buch kaufte ich mir über den Gebrauchtwarenmarkt von Amazon auf Empfehlung eines Geschäftspartners, der unseren Artikel „American Express Platinum – Ruf und Realität sind zwei Paar Schuhe“ gelesen hatte.
Aufgrund des Covers und des Titels erwartete ich eine genaue Untersuchung des Kreditkartengeschäfts von American Express.
Ich vermutete, dass die Autoren darauf eingehen würden, dass AMEX sowohl hohe Gebühren von den Kreditkartenkunden wie auch von den Händlern fordert, jedoch überwiegend Leistungen anbietet, die entweder kaum genutzt werden oder wenig sinnvoll sind. Und damit natürlich sehr viel Geld verdient.
In dieser Hinsicht ist der …
Titel des Buches irreführend.
Die Misserfolge des AMEX-CEO
In der amerikanischen Originalausgabe von 1992 heißt das Buch „House of Cards“. Dem Inhalt des Buches kommt der Untertitel „Die unsauberen Machenschaften von American Express“ am nächsten, jedoch immer noch mit großem Abstand zum inhaltlichen Schwerpunkt.
Ein Titel nach Inhaltsangabe könnte so lauten: Portrait des damaligen AMEX-CEOs Jim Robinson mit all seinen Misserfolgen.
Die beiden Buchautoren und US-Wirtschaftsjournalisten Jon Friedman und John Meehan scheinen absolut keine Freunde des ehemaligen AMEX-CEOs zu sein. Gleich auf der ersten Seite erfährt der Leser, dass weder Robinson noch American Express den beiden für Auskünfte zu diesem Buch zur Verfügung standen.
Somit bestand die Recherche aus Presseberichten, Gesprächen mit Konkurrenten von American Express sowie „Whistleblowern“. Also Quellen mit echten oder vermeintlichen Insiderinformationen, die auf jeden Fall anonym bleiben wollten.
Der Aufstand der Restaurantbesitzer
„Der Kartentrick“ beginnt mit einer reißerischen Geschichte für einen Aufstand von Restaurantbesitzern im Raum Bosten. Sie protestierten gegen die hohen Kartennutzungsgebühren und drohten damit, künftig AMEX-Karten für die Bezahlung abzulehnen.
Diese ersten Seiten und natürlich auch das kurze Kapitel über die Gründung von American Express waren für mich der spannendste Teil des Buches.
Firmenkäufe, Intrigen und Inkompetenz
90 % des Werkes handeln von den Unternehmenskäufen zu Beginn der 1980er Jahre und den Versuchen, diese wenige Jahre später wieder loszuwerden. Sowie natürlich den ganzen Streitereien, die sich daraus ergaben.
Die AMEX-Karten waren der Goldesel
Zusammengefasst kann man sagen: In den 1970ern wurde das Kartengeschäft von AMEX zum Goldesel. Es produzierte so viele Überschüsse, dass man nicht wusste, wohin mit dem Geld. Also fing man an andere Firmen aufzukaufen. Das war ein allgemeiner Trend in den USA der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Und längst nicht alle waren so gradlinig wie ein Warren Buffett, wie man aus dem Klassiker „Wall Street“ mit Michael Douglas von 1987 vielleicht weiß.
Mit den ganzen Firmenkäufen entstanden unzählige Probleme, Intrigen und in diese Richtung vieles mehr. Diese vielen Seiten hatten auch einige zeitliche Vor- und Zurücksprünge, was es dem Leser nicht einfacher macht, diese nicht sonderlich spannend geschriebenen Kapitel zu lesen.
Das Buch endet mit der Frage, ob der damalige Noch-AMEX-CEO sich aufgrund seiner Fehlleistungen überhaupt für die Green Card von American Express qualifizieren könnte.
Mein Fazit
Ab Seite 20 habe ich mich nur noch durch das Buch gequält. Mir fällt niemand ein, dem ich es empfehlen könnte.
Auf Seite 246 wird ein anonymer Börsenspekulant mit den Worten:
Diese Firma war auf keinem Gebiet herausragend – abgesehen vom Image
zitiert. Genau dieses Thema – nicht die misslungenen Unternehmensbeteiligungen – wären untersuchenswert gewesen.
Stimmt es beispielsweise, dass AMEX extrem viel Geld für Werbung und Imagekampagnen ausgibt, aber auf der anderen Seite Kostensenkungsprogramme durchgeführt hat, die die Qualität abgeschafft haben? Was hat es zum Beispiel mit den externen Call-Centern auf sich, die sich kaum mit den AMEX-Produkten auskennen?
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Bilder: Eingescanntes Cover vom Buch American Express – Der Kartentrick und Wall Street