Hyperinflation 1923

 

Hyperinflation von 1923 eine Vorlage für die heutige Gelddruckorgie?

von Julian Niedung, Leserreporter

Tagesgeld und Inflation
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Was ist eigentlich eine Hyperinflation?

In diesen Zeiten wächst die Angst vor Inflation und Geldentwertung. Häufig wird dabei die Inflation prognostiziert und die Geldschwemme durch die Europäische Zentralbank kritisiert. Die Furcht vor der Inflation ist kein Wunder in Anbetracht der Tatsache, dass das Land erst im vergangenen Jahrhundert von einer Hyperinflation heimgesucht worden ist.

Hyperinflation = extreme Form der Inflation

Eine Hyperinflation beschreibt eine extreme Form der Inflation, unkontrollierbar und rasant. Da es selten gelingt, diese wieder unter Kontrolle zu bringen, ist die Währungsreform das einzige Mittel der Wahl. Wenn zu viel Geld im Umlauf ist und das Warenangebot stetig schrumpft, führt das zwangsläufig zu einer Verteuerung – im Falle der deutschen Hyperinflation von 1923 war diese dramatisch.


Preise verteuerten sich mehrmals am Tag

Teilweise binnen Stunden verteuerten sich die Preise für Kaffee, Kuchen oder kulturelles Vergnügen dramatisch. Diese massiven Preissteigerungen sorgten für exzessiven Konsum und Hamsterkäufe auf Monate. Doch was genau hat diese Situation erst möglich gemacht?



Gründe der Hyperinflation von 1923

Übliche Inflationsration haben wirtschaftliche Gründe, Hyperinflationen liegen jedoch meist in schweren Einwirkungen begründet, im Falle der Hyperinflation von 1923 wurde der Grundstein bereits mit dem Beginn des ersten Weltkriegs gelegt.

Eine kriegerische Auseinandersetzung auf hohem Niveau erfordert unermessliche finanzielle Ressourcen, die oft nur mit riesiger Staatsverschuldung gestemmt werden kann. Drohen nach dem Krieg weitere Reparationsleistungen, wird es umso schwieriger.


Golddeckung wurde mit Kriegseintritt aufgehoben

Da kurz nach Kriegsbeginn bereits die Golddeckung der Mark aufgehoben war und eine Steigerung des nunmehr ungedeckten Notenumlaufs wenig kritisch bewertet wurde, ebnete das auch den Weg für ein striktes Nachdrucken von Banknoten.

Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf, da auch die Währung, in diesem Fall die Mark, weiter an Vertrauen und Wert verliert. Der unfassbare Wertverlust des Geldes kann dabei durch die ohnehin schon Tag und Nacht laufenden Notenpressen kaum noch dargestellt werden.

zigtausende Druckereien waren mit der Herstellung von Notgeld beauftragt

Inflationsgeld der Reichsbahn 1923
Auch die Reichsbahn war ermächtigt Notgeld für die Aufrechterhaltung des Betriebs zu drucken.

Der Druck von Notgeld und Sachgutscheinen durch Städte und Gemeinden sollte letzte Stütze zur Aufrechterhaltung der Versorgungslage sein.



Die Folge: ein Prozess der allgemeinen Verarmung

Wer zu Kriegsbeginn noch Vermögen lautend auf Mark besaß, musste hilflos zusehen, wie es wertlos wurde. Selbst Millionenbeträge waren zu Ende der Hyperinflation nur noch sehr wenig wert. Da tägliche Lohnzahlungen stetig die Not vor Augen führte, waren Sachwerte beliebt, wurden aber auch mangels Kaufkraft schnell wieder verscheuert.


Sachwerte wurden zur Ersatzwährung

Die Hyperinflation hatte auch schwere politische Folgen, die über den Ausnahmezustand im gescheiterten Hitler-Putsch von 1923 endeten. Die Kriminalität wuchs dramatisch an und auch die Versorgung der Bevölkerung verschlechterte sich, da sich Ärzte, Bauern oder Friseure vorwiegend mit Sachwerten bezahlen ließen. Ebenso blühte der Schwarzmarkt.



Ende der Hyperinflation durch Währungsreform 1923

Diese schwere Zeit konnte erst durch die Währungsreform vom 15.11.1923 beendet werden, in dessen Folge auch die Alliierten ihre Reparationspolitik überdachten. Die Einführung der Reichsmark im Herbst 1924 sorgte für Erholung, die Hyperinflation war überstanden.

Das Volk war arm – der Staat entschuldet*

Während viele Menschen ihr gesamtes Vermögen verloren, konnten Staat und Schuldner erleichtert aufatmen. Denn durch die galoppierende Geldentwertung lösten sich Schulden schon wenig später in Luft auf oder konnten mühelos bedient werden.



Mit Gold und Silber kam man unbeschadet durch die Hyperinflation (Redaktionshinweis)

Goldmark und Silbermark

Für weitsichtige Bürger war es auch gar nicht so schwer Vermögen durch die Hyperinflation zu retten. Man hätte nur das bis 1914 in Umlauf befundende Münzgeld behalten müssen. Denn bis 1914 gab es in Deutschland eine silber- und goldgedeckte Währung.

Natürlich rief damals die Regierung zum Umtausch der Münzen in Papiergeld auf. In finanzieller Hinsicht ist der Staat in Krisensituation selten ein guter Ratgeber.

Schauen wir uns an was die Münzen von damals allein vom Materialpreis (Stand November 2012) wert sind. Eventuelle Sammleraufschläge sind nicht berücksichtigt!


Werterhalt durch Gold- und Silbermünzen (Beispiele)

Betrifft die Münzen von links nach rechts, siehe Bild:


Geldscheine aus der Zeit der Hyperinflation? Nichts! ⇒ Informationen zu heutigen Edelmetallprodukten.



Inflationssorgen sind im deutschen Gedächtnis verankert

Die Erfahrung der Hyperinflation hat sich eingebrannt und die Sorge um eine Wiederholung hält bis heute an. Auch die Konsequenzen sehen wir auf der politischen Bühne: Die Notwendigkeit von Absprachen auf weltweiter Ebene und die stetige Mahnung zur Sparsamkeit. Auch wenn diese leider in der Vergangenheit nicht immer überall vor Augen war, bleibt es zu hoffen, dass die Schuldenkrise eingedämmt werden kann. Denn eine verlässliche Geldpolitik ist das Fundament für einen stabilen Wirtschaftskreislauf.





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* betreffend der Verbindlichkeiten auf Mark hat die Hyperinflation den Staat entschuldet. Die Repartationsforderung blieben bestehen, da sie auf Fremdwährungen bzw. Gold lauteten.